Great Alpine Road-Bright-Wangaratta Anreise
Es hieß Abschied nehmen von den Naturschönheiten der Great Alpin Road. In Bright beim Mount Buffalo National Park hatte ich mich sehr wohl gefühlt. Ich fuhr die letzten Kilometer der Great Alpin Road nach Nordwesten bis nach
Wangaratta, wo diese endet. Aber auch der abschließende Streckenabschnitt bot eine attraktive Umgebung mit auslaufenden Hügeln und der alleeartigen Straße. Ich entschied mich, kurz in Wangaratta anzuhalten, um einzukaufen und mich ein wenig umzusehen, bevor die Vier-Millionen-Metropole
Melbourne im Süden Victorias auf mich wartete. Die kleine freundliche Stadt mit weniger als 20.000 Einwohnern hat eine schöne Kirche, die
St. Patrick´s Church, und ist ein Wirtschaftszentrum am Hume Highway. Nach Melbourne waren noch rund 240 Kilometer ausgewiesen.
Dann setzte ich zum großen Schritt an. Noch niemals zuvor war ich alleine in eine so große Stadt wie Melbourne in einem fremden Land eingefahren. Auch hatte ich nichts vorgebucht, ich musste mich auf meinen Instinkt verlassen. Das war keine ganz einfache Ausgangssituation, doch ich hoffte, dass alles klappen würde. Die Anreise über den gut ausgebauten
Hume Highway funktionierte ausgezeichnet, und nach weniger als drei Stunden konnte ich am Horizont endlich
Ende der Great Alpine Road in Wangaratta, St. Patrick´s Church
die ersten Wolkenkratzer des Central Business District von Melbourne ausmachen. Ich hatte in mein GPS-System die Adresse eines Motels in einem Vorort eingegeben. Dementsprechend wurde ich über eine Art Außenringautobahn in den Osten der Stadt geleitet. Der Verkehr war dicht, aber dennoch ging es zügig voran. Eine gewisse Anspannung war an mir nicht zu verleugnen. Ohne GPS wäre ich verloren gewesen. Schließlich wurde mir angezeigt, dass das Ziel erreicht worden wäre. Ich schaute mich um, konnte aber kein Motel erkennen. Das war nun mühsam. Ich musste einen Parkplatz in einer Nebenstraße suchen und bei einer Tankstelle nachfragen. Wie üblich kannte sich niemand aus. Eine Dame meinte, ich solle einfach die Straße weiterfahren, in ein paar Kilometern könnte vielleicht etwas sein. Ich war sehr verärgert über die falsche Adressenangabe im Internet, doch das half mir in diesem Moment auch nicht weiter. Mein Plan B hieß, so lange in den Vororten zu suchen, bis ich auf etwas Geeignetes stieß. Daher folgte ich der
Whitehorse Road auf der ich mich befand und fuhr langsam weiter Richtung Osten. Das war im dichten Verkehr natürlich nicht ganz einfach, denn die Australier drängeln viel und fahren sehr dicht auf. Plötzlich sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Motel. Ich blieb stehen zum Abbiegen, was aufgrund des Gegenverkehrs eine
Melbourne-Flinders Street Station Haupteingang
Weile dauerte. Hinter mir wurde bereits gehupt, das war echt rücksichtslos. Ich wurde wütend. Schließlich parkte ich mich ein und fragte nach einem Zimmer für zwei Nächte. Ich hatte Glück, alles klappte und mit einem Schlag war meine Landung in Melbourne gelungen. Wie sich herausstellte, befand ich mich in
Box Hill im Osten Melbournes. Auch die Anbindung mit dem Zug war einfach, ich musste bloß zehn Minuten zur nächsten Station gehen.
Das Gebiet der heutigen Stadt Melbourne war seit etwa 35.000 Jahren von knapp 20.000 Aborigines besiedelt und wurde im Jahr 1803 erstmals von Europäern erkundet. Im Jahr 1835 siedelten europäische Siedler von Tasmanien über und gaben der Bucht den Namen
Port Phillip. Als Gründer gilt
John Batman, der im Mai 1835 in einem einseitigen Vertrag rund 240.000 Hektar Land von den Aborigines erwarb und an der Nordseite des
Yarra-Flusses eine Siedlung gründete. Melbourne war im Gegensatz zu anderen Siedlungen im Südosten Australiens nie eine Strafkolonie, sondern wurde von Anfang an als Wohngebiet mit breiten Straßen und weitläufigen Parks geplant. Im Jahre 1837 erhielt die Stadt zu Ehren des damaligen Premierministers von Großbritannien, William Lamb, Second Viscount Melbourne, ihren heutigen Namen. Um 1840 lebten bereits über 10.000 Menschen in der Region rund um Melbourne (Quelle: Wikipedia).
Melbourne-Federation Square
Melbourne ist die Hauptstadt des Bundesstaates Victoria und mit 4,25 Millionen Einwohnern (Stand Juni 2012) nach Sydney die zweitgrößte Stadt des australischen Kontinents. Zur Bevölkerung der Stadt gehören viele Einwanderer, die chinesischer, britischer, griechischer, italienischer, irischer, kroatischer oder vietnamesischer Herkunft sind.
Aufgrund von Erhebungen der Zeitschrift „The Economist“ ist Melbourne in den Jahren 2002, 2004, 2005, 2011 und 2012 zur lebenswertesten Stadt der Welt (unter Berücksichtigung der kulturellen Gegebenheiten, des Klimas, den Lebenshaltungskosten und des sozialen Umfeldes) gewählt worden.
Die Stadt liegt am Yarra-River im Südosten nahe dessen Mündung in die Port-Phillip-Bucht durchschnittlich 14 Meter über dem Meeresspiegel. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 1.705 Quadratkilometern. Die Metropolregion hat eine Fläche von 8.830 Quadratkilometern. Sie erstreckt sich von Nord nach Süd über etwa 70 Kilometer und von Ost nach West über rund 50 Kilometer. Damit ist Melbourne die südlichste Millionenstadt der Welt.
Melbourne-Blick von den Alexandra Gardens
Während meines Aufenthalts in Australien hatten mir schon einige Leute von Melbourne erzählt, und das ausnahmslos positiv. Ich war mir also ziemlich sicher, dass mir die Metropole gefallen würde. Obwohl es schon später Nachmittag war, wollte ich unbedingt noch einen Sprung in die City machen. In
Box Hill Central einem Einkaufszentrum mit Bahnhof besorgte ich mir ein Ticket und fuhr mit einer Art Schnellbahn oder Metro direkt in das Herz der Stadt. Ich wollte die
Flinders Street Station sehen und kam in genau dieser 25 Minuten später an. Das Wetter war gut, die Straßen gesteckt voll, und ich mitten drinnen. Nachdem ich den Bahnhof kurz begutachtet hatte, ging ich gleich weiter zum
Federation Square, der direkt gegenüber liegt. Dieser zentrale Treffpunkt wurde herrlich von der Sonne beschienen und war gut besucht. Da Donnerstag war, gab es ein Gratis-Live-Konzert, wie ich herausfand. Ein toller Platz mit tollen Möglichkeiten. Danach machte ich einen Sprung zum Kai des Yarra-River wenige Meter südlich und in die dahinter befindlichen
Alexandra Gardens. Ich wollte mir schnell einen ersten Überblick verschaffen und hielt mich nirgends allzu lange auf. Auf der anderen Straßenseite liegt im
Arts Centre Melbourne die
Hamer Hall direkt neben dem Fluss. Auch die Vorboten des nahenden
Formel 1 Grand Prix konnte ich beim Rückweg am Vorplatz des Federation Squares ausmachen. Zwei Boliden, ein Red Bull und ein Ferrari, waren in einem Zelt ausgestellt.
Melbourne-Federation Square, Werbung für den bevorstehenden Formel 1 Grand Prix
Daneben steht das Visitor Centre, dessen Besuch ich mir vormerkte. Auf engstem Areal wimmelte es hier nur so von Sehenswürdigkeiten. Ich schritt an der
St.Paul´s Cathedral vorbei, kam zum pompösen
Westin Hotel, das ich mir auch von innen anschaute und landete schließlich an der Ecke
Swanston Street Flinders Street wieder beim Bahnhof. Das war genug für den ersten Tag, und ich bestieg den Zug zurück nach Box Hill.
Am nächsten Morgen war es ziemlich kühl in Melbourne, und ich war ein wenig müde vom langen Vortag. Mit der Bahn fuhr ich gegen Mittag in den CBD zum
Department of Immigration in der
Lonsdale Street. Es gab so viel zu sehen in Australien, dass ich mit drei Monaten Aufenthalt nicht das Auslangen finden würde, das war mir in den letzten Tagen klar geworden. Ich wollte einfach einmal anfragen, welche Möglichkeiten zur Verlängerung des Visums es gab. Die Dame am Schalter erklärte mir, dass der Antrag über das Internet zu stellen sei und nannte mir die entsprechenden Seiten. Besonders begeistert war ich nicht, denn am liebsten hätte ich es gleich an Ort und Stelle erledigt. Das war leider nicht möglich. Gleich danach verlängerte ich den Vertrag meines Leihwagens. Das waren Pflichtaufgaben, und ich war froh, als ich diese Termine hinter mich gebracht hatte.
Melbourne-City Circle Tram
Als Einstieg für das Sightseeing in Melbourne wählte ich die Fahrt mit der
City Circle Tram. Die historischen Wagen umrunden den Central Business District und stoppen an wichtigen Punkten der Stadt. An der Haltestelle Flinders Street Station bestieg ich die kostenlose Tram der Linie 35 und ließ mich in aller Ruhe durch die City führen. Von einem Band waren Informationen zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten zu hören. Nach einer knappen Stunde war ich wieder am Ausgangsort. Nun hatte ich eine erste Orientierung gewonnen.
Der Bahnhof Flinders Street mit seinem Kuppelbau aus dem Jahr 1910 ist eine charakteristische Ikone Melbournes und wahrscheinlich das am meisten fotografierte Bauwerk der Stadt. An diesem Knotenpunkt treffen viele Buslinien, Tramlinien und die Vorortzüge zusammen. Es ist der verkehrsstärkste Bahnhof Melbournes. Der Blickfang schlechthin ist die gelbe Fassade des Gebäudes an den sich kreuzenden Straßen Flinders Street und Swanston Street. Die Uhren über dem Haupteingang, welche die Abfahrt der nächsten Züge anzeigen und ursprünglich aus dem Jahr 1860 stammen, sind berühmt. Ursprünglich wurden sie von einem Bahnangestellten mit einer Stange nach jeder Zugabfahrt umgestellt, heute erledigt diese Aufgabe ein Computer.
Die Orgel der anglikanischen St. Paul´s Kathedrale
Als nächstes besuchte ich die anglikanische St. Paul´s Kathedrale, die am Vortag schon geschlossen war. Das imposante Gotteshaus im gotischen Übergangsstil wurde im Jahr 1880 nach mehr als zehnjähriger Bauzeit eröffnet und geweiht. Der große Turm ist 97 Meter hoch, die kleineren Türme sind 56 Meter hoch. Die Außenlänge beträgt 84 Meter. Das Gebäude besteht aus Sandstein, wobei im Innenbereich auch Kalkstein und Granit zur Umfassung eingesetzt wurde. Die Böden sind aus Marmor, Granit, Alabaster und gemusterten Fliesen. Ich unternahm einen ausgedehnten Rundgang und ließ mich von vielen beeindruckenden Kunstwerken inspirieren. Es waren eine Reihe von Kapellen, eine schöne Kanzel, Rundbögen, das hohe Deckengewölbe, die bunten Fenster, ein Lesepult aus Messing, die herrliche Orgel und viele weitere Kostbarkeiten zu bewundern.
Kaum wieder im Freien drängte sich neuerlich die Flinders Street Station vor meinen Augen mit dem 300 Meter hohen Eureka Tower im Hintergrund auf. Ich überquerte die Straße zum Federation Square und ging die paar Stufen ins
Visitor Centre hinunter. Was ich brauchte, waren Pläne von der Umgebung Melbournes sowohl in Richtung Osten als auch Westen.
Melbourne-Southbank mit dem Eureka Tower
Es war alles im Übermaß vorhanden, und gespickt mit neuen Ideen und Prospekten verließ ich die Beratungsstelle wieder. Über die
Princes Bridge erreichte ich die
Southbank mit dem
Southgate und wandelte am Ufer des Yarra-Flusses entlang. An der schönen Promenade befindet sich das Unterhaltungs- und Freizeitviertel Melbournes mit Restaurants, Kinos, dem Casino, Konzerten und Straßenkünstlern. Über eine Fußgängerbrücke kehrte ich direkt in die Flinders Street Station zurück und fuhr nach Box Bill. Im Einkaufszentrum gab es einen Food Court, wo ich mir ein Abendessen gönnte. Im Motel verlängerte ich meinen Aufenthalt auf insgesamt sechs Tage. Am Abend sah ich mich im Internet wegen der Verlängerung meines Visums um und musste feststellen, dass die Angelegenheit ziemlich mühsam wirkte.
Laufend war von mir viel Computerarbeit zu leisten, um mit der Verwaltung meiner Bilder, den täglichen Reiseberichten, der Beantwortung von Emails und vielen anderen Dingen aktuell zu bleiben. Aus diesem Grund schaffte ich es am folgenden Tag erst nachmittags, wieder in die City nach Melbourne zu fahren. Dennoch hatte ich mir eine ziemlich umfangreiche Tour vorgenommen, die vor allem lange
Melbourne-Shrine of Remembrance
Fußmärsche beinhaltete. Vom Federation Square wandte ich mich der
St. Kilda Road folgend südwärts über den Yarra-Fluss zur
Kings Domain, einer weitflächigen Grünanlage mit Reiterstatuen und Springbrunnen, und weiter zum
Shrine of Remembrance. Der massive tempelartige Schrein thront auf einer kleinen Anhöhe mit einer breiten Allee als Zugang und gedenkt der Kriegsopfer aus Victoria. Am Vorplatz vor den Treppen zum Eingang des Denkmals lodert eine ewige Flamme, die von Königin Elizabeth II im Februar 1954 entzündet worden war. Ein gut ausgestattetes Besucherzentrum dokumentierte eindrucksvoll die Geschehnisse in den Kriegsjahren. Ich hatte Ähnliches schon öfters in Australien gesehen und wunderte mich neuerlich, warum das Land diesen Dingen so viel Raum gibt. Dennoch war es beeindruckend, und vom oberen äußeren Rundgang des Schreins hatte man einen ausgezeichneten Blick in alle Richtungen der Stadt.
Meine Wanderung setzte sich im angrenzenden
Albert Park mit dem
Albert Park Lake fort. Dieser Park wäre weiter nichts Besonderes, wäre da nicht der Austragungsort des
Formel 1 Grand Prix von Australien beheimatet. Die Vorbereitungsarbeiten waren bereits voll im Gange,
Melbourne-Albert Park, Formel 1 Arena
denn eine Woche später fand das Rennen statt. Noch aber waren alle Tore weit geöffnet, und ich konnte mich frei auf dem Renngelände umblicken. Um alles zu sehen, musste ich fast den ganzen See umrunden, was sehr lange dauerte. Im Grunde war die Ansicht bis auf die Boxengasse, wo schon teilweise die Container der diversen Rennställe standen, und die Start- Zielgerade mit den Tribünen wenig spektakulär. Ich wunderte mich sogar über den schlechten Zustand des Asphalts. Zahlreiche Arbeiter waren mit Streich- und Ausbesserungsarbeiten der Werbelogos und des Rasens beschäftigt. Auch das Kiesbett musste in Ordnung gebracht werden. Es gab noch viel Arbeit, aber man hatte noch eine Woche Zeit dafür.
Nun war ich nicht mehr weit von den Stränden der
Port Phillip Bay entfernt. Über eine Verbindungsstraße mit schönen kleinen Wohnhäuschen kam ich direkt auf die
Beaconsfield Promenade und den
Middle Park Beach. Das Wetter war warm und sonnig. Am Strand lagen für mich ein wenig überraschend Leute in der Sonne, und am Wasser sah ich Kite-Surfer. Die Lage der schönen Bucht so nahe beim City-Center, welches zu Fuß erreichbar ist, fand ich schon
Ein seltsames Paar am St. Kilda Pier in Melbourne
ideal. An der Promenade standen Villen und Wohnhäuser, die vom Strand nur durch die breiten Fahrbahnen der gesondert verlaufenden Fahrtrichtungen getrennt waren. Ich ging weiter zum
St. Kilda Beach und begegnete einem jungen Mann mit einem schwarzen Hausschwein an der Leine. Das war mehr als kurios, doch das Schwein ließ sich offenbar wie ein Hund führen. Der jüngst ausgebaute und erneuerte Hafendamm lud mich ein, hinaus auf die See zu gehen und die bestens organisierte Marina mit ihren zahllosen Stegen zu besuchen. Das Wasser war sauber, und jeder einzelne Anlegebereich konnte mit einer Zutrittssperre geschlossen werden. Wenn auch der Wasserbereich nicht so spektakulär ist wie der beispiellos schöne Naturhafen in Sydney, wirkte die Port Phillip Bay mit ihrem Blick direkt ins CBD Melbournes auf mich dennoch sehr attraktiv und erfrischend.
Viele Kilometer Fußweg hatte ich hinter mich gebracht und davon war ich müde geworden. Zum Tagesabschluss streifte ich noch durch das palmengesäumte
St. Kilda, welches wunderschön am Meer gelegen ist und feine Ausblicke in die Bucht erlaubt. An den riesigen Strand- und Wasserflächen gibt es unendlich viele Möglichkeiten Sport zu
betreiben, Spaß zu haben, sich kulinarisch zu erfreuen oder einfach nur zu faulenzen. Auch die Sonnenuntergänge in der Bucht sind sicherlich ein tolles Erlebnis, wie ich mir am späten Nachmittag dachte. Ich sah hinter dem Strand tolle Wohngebäude, große Hotels, einen schönen Uhrturm aus roten Backsteinziegeln, verschiedene Freizeiteinrichtungen und gut ausgebaute Verkehrswege, die ich per Straßenbahn gleich zur Rückfahrt zur Flinders Street Station nutzte.
Auch der nächste Vormittag verstrich mit Arbeit in meinem mobilen Büro, der Organisation einiger Dinge an der Rezeption des Motels und der Verlängerung meines Internet-Vertrages. Im Übrigen herrschte Kaiserwetter in Melbourne, genau was ich für den Besuch des
Melbourne Star Observation Wheels brauchte. Mit der City Circle Tram fuhr ich zum
Etihad Stadium gegenüber vom Victoria Harbour und wanderte von dort über die Waterfront City und das daneben liegende Shopping Center zum Observation Wheel. Am Hafen lagen zahlreiche Luxusyachten und die ganze Gegend gehörte sicher nicht zum Armenviertel der Stadt. Am Ende des prächtigen Kais quert die mächtige
Bolte Bridge den Yarra River, die den mautpflichtigen City Link nach Norden führt.
Melbourne Star Observation Wheel
Das moderne Riesenrad namens Observation Wheel verbrauchte zu seiner Entstehung mehr als siebeneinhalb Kilometer lange massive Stahlrohrleitungen. Es steht im Nordwesten außerhalb des CBD und erinnerte mich an den Flyer in Singapur. Für mich war von Anfang an klar, dass ich das Rad besteigen würde, denn ich wollte den Überblick erhalten. Ich liebe diese geografischen Perspektiven und konnte davon nur profitieren, da ich die Bilder im Gedächtnis speichern würde. Am Schalter erhielt ich eine kleine Landkarte mit den vier Himmelsrichtungen und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Melbournes. So brauchte ich die Mappe in der Gondel nur richtig aufzulegen und hatte sofort die Möglichkeit, ein bestimmtes Ziel zu identifizieren. Eine Umdrehung dauerte ungefähr dreißig Minuten, was mir fast zu kurz war. Schnell waren wir in der Höhe. Am auffälligsten erschienen mir zunächst die großen Verkehrslinien und die beiden riesigen Brücken, die Bolte Bridge und die
West Gate Bridge ein Stück weiter im Süden nahe der Port Phillip Bay. Aufgrund des herrlichen Wetters war es möglich, in große Entfernungen zu blicken. St. Kilda im Süden, wo ich am Vortag stundenlang gewandert war, lag ganz nah zu meinen Füßen. Der gesamte CBD, dessen schachbrettförmige Anordnung klar auszumachen war,
Im Melbourne Star Observation Wheel
befand sich nur einen Katzensprung entfernt. Insgesamt liegt Melbourne mehr oder weniger in einer großen Ebene mit schwachen Erhebungen da und dort. Einzig im Norden und Osten konnte ich weit entfernt einige nennenswerte Berge ausmachen, aber auch diese nur von bescheidener Höhe. Viel zu schnell war die Runde beendet, doch ich hatte eine neue Orientierung gewonnen. Im Dschungel der Straßen am Boden sah dann wieder alles ganz anders aus.
Am westlichen Ende der Southbank, einem ehemaligen düsteren Industrieviertel, das in der Zwischenzeit zum Unterhaltungs- und Vergnügungsviertel aufgestiegen ist, befindet sich das Viertel
South Wharf. Bei meinem ersten Besuch der Southbank war sich der Bereich South Wharf nicht mehr ausgegangen, und das wollte ich nachholen. In diesem schönen Eck Melbournes liegen zwei bekannte Sehenswürdigkeiten, das alte
Segelschiff Polly Woodside mit angeschlossenem Museum und die
Webb Bridge, die Verbindung zu den Melbourne Docklands. Mit der Tram fuhr ich bis zum Ende der Flinders Street nach Westen und überquerte dort den Yarra-River, um auf die schöne
South Wharf Promenade zu gelangen. An diesem Abschnitt reihte sich ein Lokal an das
Melbourne-South Wharf, Convention & Exhibition Centre
nächste, der Besuch war aber zu diesem Zeitpunkt nur schwach. Am Weg steht auch das unübersehbare
Melbourne Convention and Exhibition Centre, dessen Eingänge geöffnet waren. Ich schritt durch die riesigen Hallen. An der Frontseite der Hallen ankert das renovierte historische Handelsschiff Polly Woodside aus dem Jahr 1885 in einem kleinen Wasserarm des Yarra-River. Ein Blick auf die Takelage ließ einen erahnen, wie der Fluss mit vielen weiteren Seglern vor Anker im 19. Jahrhundert ausgesehen haben möge. Mich hielt nichts wirklich lange bei dem Schiff, und ich bewegte mich vorbei an der bemerkenswerten
Seafarers Bridge wieder zurück zur
Yarra´s Edge mit der Marina und der stylischen Webb Bridge. Am anderen Ufer liegen die Docklands und dahinter der Victoria Harbour, wo ich am Vortag gewesen war. Die Webb Bridge besticht durch ihren gewundenen Verlauf, der in einer Serpentine zum eigentlichen Brückenübergang führt. Sie ist wie ein gigantisches Rohr mit einem Netzgitter ummantelt, das ihr auch den Namen gegeben hat.
Melbourne-South Wharf, Webb Bridge
Von Yarra´s Edge kehrte ich nun endgültig wieder Richtung Flinders Street Station zurück. Je näher ich dem Unterhaltungskomplex an der Southbank kam, desto mehr Leute waren am Kai unterwegs. An den breiten Gehsteigen tummelten sich Stelzengeher, Straßenkünstler und die Formel 1 Rennställe hatten Zelte aufgebaut, um ihre Fanartikel an den Mann zu bringen. Zwischendurch versuchte man noch, Wein und Essen zu verkaufen. Davon hatte ich bald genug und wanderte in den CBD weiter. Zum Glück lagen alle Sehenswürdigkeiten des heutigen Tages nahe beisammen.
Die
Bourke Street ist eine breite Einkaufsallee mit Tram-Geleisen in der Mitte, wo ein Geschäft an das andere anschließt. Ich flanierte kurz auf und ab, um dann in die
Chinatown abzubiegen. Beginnend mit dem Goldrausch der 1850er Jahre siedelten sich in diesem Gebiet, das mit roten Torbogen gekennzeichnet ist, die ersten chinesischen Bergarbeiter an. Heute steht hier ein interessanter Mix aus Bars, Restaurants und bunten Gebäuden. Insgesamt hatte ich mir ein wenig mehr erwartet und war enttäuscht. An der benachbarten Lonsdale Street, die ich schon vom Immigration Department kannte, liegt der
griechische Bezirk.
Dort versuchen griechische Restaurants mit Schanigärten und Reisebüros ihr Geschäft zu machen. Mir reichte es, und ich fuhr zurück ins Motel nach Box Hill.
Nach meinem Antrag um eine
Visumsverlängerung wartete ich täglich auf die frohe Botschaft. Am Dienstag, den 11. März erhielt ich die Information per Email vom Immigration Department über die Notwendigkeit der Vorlage eines Brust Röntgens. Das war keine besonders erfreuliche Nachricht, da es weitere Zahlungen und Stress bei der Beschaffung bedeutete. Ich wollte mit den Menschen sprechen und nicht alles anonym über das Netz machen, es war furchtbar. Außerdem blieb manches online trotz intensiver Anstrengung unklar. Eine Terminvereinbarung für ein Röntgen konnte Tage, wenn nicht ein bis zwei Wochen dauern. Was sollte ich machen, ich wollte Melbourne in wenigen Tagen wieder verlassen? Im Immigration Department gab man mir die Adresse von einem Röntgeninstitut, aber gleich mit dem Hinweis versehen, dass die Angelegenheit länger dauern könnte. Ich erfuhr auch, dass die Untersuchung auf Tuberkulose ausgelegt war, weil ich länger als drei Monate in Thailand gewesen war. Hätte ich diese Information auf meinem Antrag „vergessen“, hätte ich die Verlängerung wahrscheinlich schon in Händen. Das ärgerte mich.
Melbourne-Department of Immigration, Lonsdale Street
Mit meinem Computer im Gepäck ging ich umgehend zu dieser Adresse. Der Wartesaal war zum Bersten voll. Da saßen mindestens fünfzig Menschen, wenn nicht mehr, im Raum. Es war zum Verzweifeln. Ein wenig hoffnungslos wandte ich mich an den Organisator der wartenden Menge. Ich erklärte ihm, so gut ich konnte, wo mein Problem lag. Er riet mir, einen Termin über das Internet auszumachen. Ich packte mein Gerät aus und startete los. Es war die Hölle, alles auf Englisch, hinter mir der Lärm und im Kopf die Gedanken, wie ich es bloß schaffen könnte, rasch einen Termin zu bekommen. Der Mann war nett und half mir immer wieder weiter, wenn ich steckengeblieben war. Schließlich ergab sich das befürchtete Ergebnis, der nächste Termin war erst in sechs Tagen möglich. Ich wandte mich noch einmal an meinen „Helfer“, der untypisch hilfsbereit war für australische Verhältnisse. Da geschah aus heiterem Himmel wieder eines dieser Wunder, von denen ich ruhig mehr vertragen würde. Er sprach mit einer Dame am Schalter, die mich drei Minuten später zu sich rief, meine Daten aufnahm und mir einen sofortigen Termin an Ort und Stelle verpasste. Keine halbe Stunde später war die in meinen Augen unnötige Aufnahme gemacht, und ich konnte die Stätte des Grauens verlassen, nicht ohne zuvor meinen
Melbourne-CBD, Queen Victoria Women´s Centre, interessantes Gebäude in der Lonsdale Street
innigsten Dank zum Ausdruck gebracht zu haben. Den Rest erledigte das Institut, ich brauchte mich um nichts weiter zu kümmern, außer zu bezahlen. Insgesamt hatte mich mein Antrag bisher mehr als 300 Euro gekostet. Für den Fall einer Ablehnung gab es kein Geld retour, soviel war auch klar. Meiner Meinung nach setzt Australien mit der Vorgangsweise der Abwicklung des Visumantrags rein über das Internet zu hohe Maßstäbe. Wer sich nicht auskennt am Computer oder mit der Sprache Probleme hat, braucht auch Alternativen. Ich hatte Glück und mit vereinten Kräften meine Bewerbung zu Ende bringen können. Nun musste ich nur mehr auf das Ergebnis warten, doch hier hegte ich keine Zweifel an der Erteilung. Wie ich Zug um Zug mitbekam, kann von der Behörde noch viel mehr verlangt werden, zum Beispiel ein Kontoauszug zur Darlegung der Vermögensverhältnisse. Das war aber in meinem Fall nicht notwendig.
Irgendwie war trotz des guten Endes der Tag für mich gelaufen, ich war erledigt. Zurück im CBD schwenkte ich in die
Parlamentsgärten ab und entspannte eine Weile. Dann wollte ich mir das Parlament von Victoria von innen ansehen. Das
Parlamentsgebäude wurde zwischen 1856 und 1930 erbaut, wobei die Kammern für die
Melbourne-Parlament von Victoria
Legislativversammlung und den Legislativrat rechtzeitig für die Vereidigung der ersten Abgeordneten im November 1856 fertig gestellt worden waren. Die Innenausstattung mit den Farben Grün und Rot wurde vom britischen Unterhaus und Oberhaus übernommen und erinnert an das Erbe und die Traditionen des Westminster-Systems aus dem 19. Jahrhundert. Zusätzlich zu den zwei Kammern vertritt der Gouverneur von Victoria die Krone und stellt den dritten Arm des Parlaments dar. Über die breiten Stufen stieg ich zum Eingang empor, wurde beim Sicherheitscheck wie am Flughafen überprüft, und schritt dann in das Vestibül, die Haupteingangshalle des Gebäudes. Der prunkvolle
Königliche Saal trennt die beiden Kammern. Der zu Ehren von Queen Victoria bezeichnete Saal hat 22 halbkreisförmige Fenster, zwei prachtvolle Kronleuchter und einen Balkon. Am östlichen Ende steht eine Marmorstatue von Queen Victoria. Da das Parlament gerade tagte, war ein Rundgang nicht möglich, doch ich konnte der Sitzung beiwohnen, was ich für eine Weile auch tat. Leider war zu diesem Zeitpunkt auch das Fotografieren im Inneren nicht gestattet.
Melbourne-Säulengang beim Portal des Parlaments von Victoria
Ich befand mich in der Kammer der
Legislativversammlung (Unterhaus) mit der grünen Ausstattung und wurde Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition zu einem wirtschaftlichen Thema. Auch eine Ministerin kam zu Wort. Der Saal war nur mäßig gefüllt, erst zu einer Abstimmung erschienen alle Abgeordneten. Die Abstimmung erfolgte nicht einzeln, sondern jeweils eine bestimmte Person jeder Partei gab im Gesamten die Stimmen für diese Partei ab. Somit war das Verfahren nach wenigen Minuten beendet, woraufhin die Sitzung kurz unterbrochen wurde. Die Streitereien waren nicht viel anders als bei uns auch, mit Zwischenrufen und hämischem Gelächter.
Vom Parlament ist es nur ein kurzes Stück zur schönen
St. Patrick´s Cathedral, der am 28. November 1986 auch Papst Johannes Paul II einen Besuch abstattete. Die Kathedrale ist der Sitz der Römisch-Katholischen Erzdiözese von Melbourne. Obwohl die Kirche mit knapp 104 Metern Länge geringfügig kürzer als die St. Mary´s Kathedrale in Sydney ist, hat sie den Ruf sowohl das höchste als auch im Gesamten betrachtet das größte Kirchengebäude Australiens zu sein.
Das herrliche Hauptschiff der St. Patrick´s Cathedral in Melbourne
Zum Abschluss spazierte ich durch die ziemlich großen
Fitzroy Gardens östlich des CBD und der Flinders Street. Obwohl mitten in der Stadt gelegen, fühlte ich mich plötzlich in einem kleinen Naturparadies mit stattlichen Alleen gesäumt von Englischen Ulmen, großflächigen Rasenanlagen, Blumenbeeten, zahlreichen Springbrunnen, einem Bach, Pavillons, und einem schönen Gewächshaus im spanischen Missionsstil. An der südöstlichen Ecke der Gärten steht das älteste Gebäude Australiens,
Cook´s Cottage aus dem Jahr 1755. Dieses kleine englische Yorkshire Landhäuschen, das von den Eltern Captain James Cooks errichtet worden war, wurde im Jahr 1934 in 253 Versandkisten nach Australien verschifft und dort wieder originalgetreu aufgebaut. Leider wurde das Cottage bei meiner Ankunft gerade geschlossen, sodass ich keinen Einlass mehr fand. Von den Anstrengungen dieses Tages war ich sehr müde geworden und gerade als ich mich am Weg zur Bahn befand, begann es heftig zu regnen. Dieser Tag war wirklich zum Vergessen, und ich war heilfroh, als ich in meinem Motel zur Ruhe kam.
Blick vom Eureka Skydeck 88 auf den Albert Park mit dem Formel 1 Circuit und nach St. Kilda an der Port Phillip Bay
Der
Eureka Tower ist das höchste Gebäude Melbournes und das zweithöchste Australiens. Er befindet sich in der Nähe der Flinders Street Station an der South Bank Promenade beim Yarra River. Der mit einer schönen Glasfassade ausgestattete Turm wurde im Jahr 2006 nach vierjähriger Bauzeit fertiggestellt, besitzt 91 Stockwerke und ist 297 Meter hoch. Im 88. Stockwerk gibt es eine Aussichtsplattform, das
Eureka Skydeck, und gegen eine Eintrittsgebühr bringt einen der moderne Lift in vierzig Sekunden nach oben. Das Skydeck 88 ist der höchste öffentliche Aussichtspunkt in einem Gebäude in der südlichen Hemisphäre und übertrifft auch den bombastischen Sydney Tower, den ich ebenfalls besucht hatte. Die Spitze des Turms kann bei starken Winden bis zu sechzig Zentimeter schwanken. Eine noch stärkere Bewegung wird von zwei 300.000 Liter Wassertanks im 90. Und 91. Stock verhindert. Die dreizehn Lifte fahren mit mehr als neun Meter pro Sekunde und sind die schnellsten der südlichen Hemisphäre. Es gibt 3680 Stufen, 52.000 Quadratmeter an verbautem Glas und die letzten zehn Stockwerke sind mit 24 Karat Gold vergoldet. Diese markante Spitze ragt über die Dächer der Stadt hinaus und glänzt in der Abendsonne. Im 200.000 Tonnen schweren Gebäude sind über 500 Apartments untergebracht. Eine Besonderheit der Aussichtsplattform ist
„The Edge“, ein
Eureka Skydeck 88-Blick auf den CBD mit Flinders Street Station, Federation Square und St. Paul´s Catehdral im Vordergrund
Würfel, der aus dem Gebäude ausgefahren werden kann. Auf Knopfdruck wird der Boden durchsichtig und öffnet den Blick nach unten.
Vom Stress des Vortages noch ein wenig angeschlagen war der neue Tag jedoch der richtige für die Auffahrt auf den Eureka Tower. Vom blauen Himmel strahlte die Sonne, und der Fernblick war perfekt. Am frühen Nachmittag stand ich auf dem Turm und erfreute mich an der grandiosen Aussicht über Melbourne. Die besondere Überraschung für mich war, dass man von der Aussichtsterrasse auch ins Freie gelangen konnte. Auf dieser offenen Plattform ließ sich einerseits der Wind spüren, welcher trotz des Sonnenscheins kühl blies, und andererseits ließen sich weit bessere Fotoaufnahmen machen als durch die Glasscheiben. Wie schon vom Observation Wheel war es mir von dieser Höhe aus möglich, fast auf jeden beliebigen Ort der Stadt zu blicken, nur noch besser. In der Zwischenzeit war ich kein Neuling mehr in Melbourne und wusste, wo sich was befand. Direkt unter dem Tower sieht man die Promenaden am Fluss, das Arts Center, den Federation Square, die Flinders Street Station mit den Bahnanlagen und die St. Paul´s Cathedral. Genau überblicken lässt sich der CBD mit der rasterförmigen Straßeneinteilung, die Docklands,
Eureka Skydeck 88-The Edge
die beiden großen Brücken, der Albert Park mit dem Formel 1 Ring, der Verlauf des Yarra Flusses und die Sportstadien im Osten. Die Port Phillip Bay mit den Hafenanlagen und St. Kilda waren zum Greifen nahe. Beim Rundgang auf der Plattform stieß ich immer wieder auf voreingestellte Ferngläser, die auf besondere Sehenswürdigkeiten und markante Plätze ausgerichtet waren. Wenn man noch höher hinaus gewollt hätte, hätte es im 89. Stock die Möglichkeit gegeben, ein Restaurant zu besuchen, was ich aber nicht tat. Gegen Ende meines Aufenthalts am Skydeck gab es ein kleines Gedränge, weil zwei Formel 1 Piloten, die ich nicht kannte, begleitet von diversen Kamerateams heraufgekommen waren. Ich fragte mich, was daran so interessant war, dass man jede ihrer Bewegungen und Äußerungen dokumentieren musste.
Gleich neben dem Eureka Tower befindet sich die
National Gallery of Victoria, der ich auch noch einen Besuch abstatten wollte. Das große quaderförmige Gebäude ist am Eingang von zwei Springbrunnen flankiert und empfängt seine Besucher mit einem großen Torbogen, hinter dem eine Wasserwand aus Glas positioniert ist. Im Inneren findet man sich aufgrund der Beschilderung schnell zurecht.
Melbourne-National Gallery of Victoria
Der Einlass war zu meiner Überraschung kostenlos, doch schließt die Galerie leider bereits um 17 Uhr. Das mehrstöckige Gebäude beherbergt eine Sammlung australischer Bilder, ornamentale Kunst, Fotografien, Drucke, Skulpturen, Mode, Textilien und Schmuck. Die aktuelle Ausstellung
„Melbourne Now“ beschäftigte sich mit den neuesten Entwicklungen in Kunst, Architektur und Design der Stadt und stellte unter anderem die Frage, wie man die zukünftige Stadt gestalten könnte. Hinter einer Vitrine aus Glas waren unzählige Vorschläge auf Kunststoffblättern ausgestellt. Ein Vorschlag plädierte für den kostenlosen öffentlichen Verkehr in Melbourne, eine Idee, die ich auch für Wien sehr gut fände. Oder man wollte die Bereitstellung von einem Gigabyte pro Sekunde Breitband im Internet, auch keine schlechte Idee, wenn machbar. Ich wanderte durch die Hallen, ließ mich inspirieren, und staunte, welch große Menge und Vielfalt auch traditioneller Bilder ich hier vorfand. In der Asien-Sammlung fand ich insbesondere die Darstellung der chinesischen Kultur interessant. In einem Zeitdiagramm wurden wichtige chinesische Entwicklungen und parallel dazu Ereignisse in der restlichen Welt dargestellt. Die Geschichte der einzelnen Dynastien zum Beispiel der
Yuan und
Ming Dynastien, ihr jeweiliger Aufstieg und Fall,
National Gallery of Victoria, Ausstellung „Melbourne Now“
wurde dem Besucher auf anschauliche Weise näher gebracht. Es gab auch europäische Sammlungen aus verschiedenen Jahrhunderten, die bemerkenswert waren. Schließlich lief aber die Zeit ab, und alle Besucher wurden höflich aber bestimmt aus den Räumen hinauskomplementiert.
An der Kings Domain liegt die
Sydney Myer Music Bowl, eine Freiluft-Konzerthalle, an der ich noch vorbeischaute. Eigentlich wollte ich das
Government House zwischen Kings Domain und Royal Botanic Gardens aufsuchen, fand jedoch keinen Eingang. Alle möglichen Routen waren gesperrt, daher nahm ich an, dass dieses Bauwerk nicht öffentlich zugänglich war. Um durch die Botanischen Gärten zu wandern, war ich bereits zu müde, und aus diesem Grund machte ich mich auf den Weg nach Hause. Im Einkaufszentrum von Box Hill stieg ich noch schnell im Food Court für ein Abendessen ab und ging einkaufen.
Mein vorläufig letzter Tag in Melbourne führte mich nochmals nach St. Kilda. Die Promenade an der Port Phillip Bay ist zu lang, um gemütlich zu Fuß abgegangen zu werden. Nach sieben autolosen Tagen warf ich meinen Boliden wieder an und steuerte ihn durch die Wirren der Stadt nach St. Kilda. Das dauerte durchaus eine Weile, klappte aber
Melbourne-St. Kilda, Skaterbahn in der Marina Reserve
insgesamt ausgezeichnet. Ich fuhr an vielen Stellen vorbei, die mir in der Zwischenzeit bestens bekannt waren, doch ohne GPS wäre es dennoch schwierig geworden. Meine Stimmung war gedrückt, da ich mich einsam fühlte. Dieses Gefühl kam besonders in großen Städten auf, wo viele Menschen nebeneinander leben, gehen und stehen, ohne jedoch aufeinander zu achten. Am Beginn meiner Reise und in Asien hatte ich dieses Problem weniger, doch in einem westlichen Land wie Australien fiel mir die Kontaktarmut und Ignoranz der Menschen besonders auf. Kontakte mit Australiern waren eher selten, meistens ergaben sie sich mit Europäern oder Amerikanern. Dazu kam, dass man ständig den Standort wechselte, und liebgewonnene Menschen zurücklassen musste. Das Kontaktknüpfen hatte ich mir zugegebenermaßen leichter ausgemalt vor Beginn meiner Reise.
Ich landete am
Point Ormond südlich der St. Kilda Marina und ging spazieren. Das Parken entlang der Uferstraße war nicht einfach, da überall Gebühren anfielen, und man nur eine begrenzte Zeit stehen konnte. Selber tat ich aber nichts dergleichen und parkte ohne Schein oder suchte rare Plätze, wo es doch gratis erlaubt war. Später fuhr ich weiter zur
Marina Reserve, wo es eine coole Skaterbahn gab, und im Hintergrund die Boote des kleinen Hafens herüberschauten. Das war ein schöner
Melbourne-Station Pier, Beladung der „Spirit of Tasmania“ mit der Skyline des CBD im Hintergrund
Platz mit einem Leuchtturm an der kleinen Landspitze. Dann wanderte ich weiter zu
Brooks Jetty, ging hinaus aufs Wasser, traf dort auf zwei deutsche Backpackerinnen und unterhielt mich eine Weile in der Sonne mit ihnen. Wie viele andere, hatten auch diese beiden Arbeiten auf Farmen angenommen, um sich ihre Reise überhaupt leisten zu können. Als letzten Punkt wollte ich den Hafen besichtigen und fuhr zum
Station Pier. Das riesige Transportschiff
„Spirit of Tasmania“ hatte am Kai angedockt und wurde von dutzenden Sattelschleppern beladen. Da der Pier offen war, stieg ich die Treppen des Verwaltungsgebäudes hoch und beobachtete von gleicher Höhe die Beladung. Das Besondere an den Häfen in Australien ist, dass häufig in unmittelbarer Nähe Badestrände liegen und das Wasser keine sichtbaren Verschmutzungen aufweist. Ein kleines Stück weiter im Westen befindet sich die
Beacon Cove mit schönen Wohnanlagen und zahlreichen Lokalen am Pier. Weiter draußen in der Port Phillip Bay sah ich große Containerschiffe, die vom weitaus geschäftigeren Haupthafen bedient wurden. Für ein Hafengebiet war das eine ausgezeichnete und attraktive Gegend zum Spazierengehen und Wohnen. Damit beließ ich meine Erkundungstouren fürs Erste in Melbourne einmal, tankte meinen Wagen voll, besorgte mir Geld und bereitete mich im Motel auf meine anstehende Abreise vor.